Die Lippe ist mit ihren etwa 220 km Länge der längste Nordrhein-Westfälische Fluss. Schon vor über 2000 Jahren wurde sie zum Transport von Waren genutzt, denn sie mäanderte ruhig, wenig tief und ohne größere Stufen und Stromschnellen durch die Landschaft. Ihre Ufer und Auen waren den Menschen von je her nützlich: Zur Beweidung mit Tieren, für die Treidelschifffahrt, zum Bau von Schiffen in den Werften an ihren Ufern. Während der Industrialisierung wurde sie verlegt, begradigt und ihr Flussbett sackte durch die Bergsenkungen infolge des Kohlenbergbaus ab. Es besteht daher heute ein erheblicher Bedarf einerseits die Menschen vor Hochwasser zu schützen, andererseits den Fluss zu renaturieren.
Dennoch: Bis heute sind die Ufer der Lippe ein Naturraum, der die Menschen anzieht, besonders auch in Dorsten und Hervest. Spazieren gehen, Radfahren, Hunde ausführen, Kanu fahren, sich an den Ufern treffen. Raus in die Natur heißt an der Lippe: Raus ans Wasser!
Dennoch: Bis heute sind die Ufer der Lippe ein Naturraum, der die Menschen anzieht, besonders auch in Dorsten und Hervest. Spazieren gehen, Radfahren, Hunde ausführen, Kanu fahren, sich an den Ufern treffen. Raus in die Natur heißt an der Lippe: Raus ans Wasser!
Das Bett machen
Sylvia Junghardt, Landschaftsplanerin beim Lippeverband, hat sich mit uns an der Lippe getroffen und uns einiges darüber erzählt, wie der Lippeverband mit und an dem Fluss arbeitet und welche Ziele diese Arbeit leiten.
Das Gute liegt so nah: Mit Uli Hengemühle unterwegs auf der Römer-Lippe-Route:
Seit 2015 gibt es für Radwanderer ein neues Highlight in Westdeutschland: Die Römer-Lippe-Route! Auf mehr als 400 Streckenkilometern vom Hermannsdenkmal in Detmold bis nach Xanten am Rhein lassen sich Geschichte, Kultur und Natur an der Lippe erleben. Uli Hengemühle, passionierter Radwanderer mit fotgrafischem Blick und in ganz Europa unterwegs, hat sich umgesehen. Ob bei Lippstadt oder Krudenburg, er hat schon viele Kilometer auf der Strecke zurückgelegt. Doch das Gute liegt oft nah. Hier seine sehr persönlichenTipps für besondere Naturerlebnisse auf der Römer-Lippe-Route im Dorstener Raum:
Tipp 1 Die Strohmschnellen unter der Hervester Brücke:
Tipp 1 Die Strohmschnellen unter der Hervester Brücke:
Direkt unter der Brücke, die im Dorstener Stadtteil Hervest-Dorf liegt, gibt es eine schöne, romantische Stelle, an der man sehr leicht das Wasser erreichen kann. Hier gibt es Stromschnellen, die sehr natürlich wirken, tatsächlich aber durch Brückentrümmer aus dem 2. Weltkrieg entstanden sind. Dies ist ein Platz, an dem die Kanuten ins Wasser gehen, an dem man im Sommer aber auch immer wieder Menschen trifft, die im lichten Schatten der hohen Bäume sitzen, picknicken und die Frische und Kühle des Flusses genießen. Ulis Geheimtipp: An heißen Tagen führt die Lippe oft sehr niedriges Wasser und man kann es sich auf den Trümmersteinen im Wasser bequem machen und das herrliche Sprudeln der Lippe auskosten. Fotos: Uli Hengemühle
Tipp 2 "Zweistromland": Wo Kanal und Lippe sich treffen
In der Dorstener Innenstadt kommen die Lippe und der Wesel-Datteln-Kanal sich sehr nahe. Dazwischen liegt, noch östlich der Stadt, ein Areal im städtebaulichen Dornröschenschlaf, das nichts desto trotz oder gerade deshalb viel zu bieten hat für den, der genau hinschaut. Dort wo einst der alte Hafen der Zeche Fürst Leopold am Kanal lag und wo ehedem Kohle verschifft wurde, findet sich heute ein kleiner Jachthafen, dessen Gelände von den Mitgliedern fantasie- und liebevoll gepflegt und bestückt wird. In unmittelbarer Nachbarschaft haben die Segelflieger ihr Zuhause. Wer gutes Essen mag, findet hier einen kleinen, feinen Diner, der an den Wochenenden abends leckere Speisen anbietet Ulis Lieblingsplatz in diesem Areal aber ist ein kleiner Teich direkt hinter der Eissporthalle und dem Wohnmobilstellplatz in Dorsten. Dort gelingen dem passionierten Fotografen und Naturliebhaber immer wieder spektakuläre Tierfotos. Noch bestens in seiner Erinnerung: Die fotografische Jagt auf den Eisvogel, der hier regelmäßig vorbeikommt. Fotos: Uli Hengemühle
Tipp 3 Die Lippefähre Baldur
Die Lippefähre Baldur, benannt nach der ersten Dorstener Zeche im Stadtteil Holsterhausen, ist sicher ein Lieblingsort vieler Dorstener und für jeden Radwanderer ein Erlebnis. Nur mit Muskelkraft kann man hier über die Lippe setzen. Auch für kleine Gruppen und Fahrräder ist genügend Platz. Gebaut wurde die Fähre übrigens vor über zehn Jahren in der Lehrwerkstatt der Schachtanlage Auguste-Victoria. Ganz in der Nähe findet sich der Hambach, der durch den Lippeverband renaturiert wurde und seither ein außerordentlich artenreiches Biotop darstellt. Bergsenkungen hatten dem Hambach arg zugesetzt, sodass ein normaler Abfluss nicht mehr möglich war. Ein Pumpwerk und die Holsterhausener "Wasserfälle" (so der Volksmund) regeln deshalb nun den Zufluss zur Lippe. Fotos: Uli Hengemühle
Wer mehr über die Römer-Lippe-Route in ihrem gesamten Verlauf erfahren möchte, klickt auf:
Wer mehr über die Römer-Lippe-Route in ihrem gesamten Verlauf erfahren möchte, klickt auf:
Einige Menschen streifen durch die Lippeauen und sammeln ihre Naturerlebnisse:
Buttergelbe aue
Mitte Mai blühen die Butterblumen in der Lippeaue. Sieht sehr schön aus! Allerdings ist der Scharfe Hahnenfuß - botanisch Ranunculus acris - giftig, sowohl für Mensch wie viele Weidetiere. Foto: Werner Markus
Tausendsassa
An der Lippe blüht nun Mitte Mai der Weißdorn in voller Pracht. Ein Gehölz mit vielen Namen - Weißdorn, Hagedorn, Heckendorn, Zaundorn, um nur einige zu nennen - und großer mythologischer Bedeutung. So galt er als Wohnung der Elfen und sein Name erscheint in vielen alten deutschen Gedichten. Als Arzneipflanze findet er noch heute Verwendung und die Früchte sind essbar. Das Beste aber: Der Weißdorn ist eine ideale, anspruchslose Heckenpflanze von besonders hohem, ökologischem Nutzen. Er ist ein bedeutender Nahrungsspender und Lebensraum für zahlreiche Kleintiere. In Mitteleuropa bietet er rund 150 Insektenarten, gut 30 Singvogel-Arten und vielen kleinen Säugetieren eine Lebensgrundlage. Weißdorne beherbergen 54 Arten von Schmetterlingsraupen. Ein echter Tausendsassa also! Foto: Brigitte Stüwe
Ausflügler
Endlich wird es grün an der Lippe und mit dem frischen Maigrün kommen auch die Ausflügler (menschliche und tierische) :) Morgens ist es noch kühl und nebelig, aber die Mittagsstunden lassen schon den Sommer erahnen. Eingefangen hat die Morgenstimmung Christian Pohl vom Fototreff Dorsten.
Kaspar david friedrich-stimmung
Mitte April gelang Werner Markus dieses wunderbare Foto von zwei Eichen im Hervester Bruch. Ein eindeutiger Beleg, dass nicht nur auf Rügen wunderbare Kaspar David Friedrich-Naturerlebnisse möglich sind!
Perspektivenwechsel
Der Frühling startet durch und auch für die Kanuten beginnt die Saison. In Dorsten sind mehrere Kanuclubs ansässig und etliche Anbieter organisieren Touren für Menschen und Gruppen, die nur gelegentlich einmal die Perspektive wechseln und die Natur vom Wasser aus erleben möchten. Die Lippe zwischen dem Dorstener Stadtteil Hervest-Dorf und Schermbeck bietet dabei auch für Ungeübte ideale Bedingungen! Foto: Klaus Schilling, Fototreff Dorsten
Schnurgerade?
Noch sind die Morgenstunden frostig und das Ufer in vielen Teilen entlang der Lippe schnurgerade, wie Ursula Kulinski (Fototreff Dorsten) auf ihrem Bild festgehalten hat. Jahrzehntelang hatten die Sicherung des Wasserabflusses und der Schutz der Landwirtschaft vor Uferabbrüchen oberste Priorität. Inzwischen hat aber ein Umdenken stattgefunden und die Lippe soll ein Vorzeigefluss werden! Der Lippeverband arbeitet daran, mehr und mehr Uferbereiche zu erwerben und zu renaturieren. Jeder entfesselte Kilometer schlägt dabei nach Angaben des Lippeverbandes mit 50000 bis 100000 Euro zu Buche. 41 Kilometer wurden schon renaturiert und zwischen Haltern und Marl sollen nun etliche Kilometer dazukommen. Eine Investition, die sich lohnt - sowohl im Sinne des Hochwasserschutzes, weil der Fluss in die neugeschaffenen Auen ausweichen kann, als auch im Sinne der Ökologie, besonders der Artenvielfalt.
Wo bleiben sie denn?
Seit etlichen Jahren brüten Störche im Hervester Bruch, einem mit Wasser voll gelaufenen Bergsenkungsgebiet im nördlichen Bereich des Ortsteils Hervest. In der letzten Woche meinte man bereits "Werner" oder "Luise", das angestammte Dorstener Paar, gesichtet zu haben. Es war aber nur einer jener Störche, die auf den Flug nach Afrika verzichten und sich in Deutschland durchfüttern lassen. Wir warten also noch auf die Ankunft "unserer" Dorstener Störche. Foto: Roland Winkler, Fototreff Dorsten
Der Deich
Im Februar stand der Wasserspiegel der Lippe mehrmals recht hoch. Noch kein Hochwasser im streng definierten Sinn, aber dennoch: Gut. dass der Deich die Häuser an der Wasserstraße in Hervest heute so gut schützt. In den 50er Jahren, als die Häuser gebaut wurden, war das nicht so, wie uns Anwohner berichtet haben. Bei Hochwasser stand das Wasser im Keller! Foto: Bernd Uckermann, 8. Februar 2016
Schön wild!
Ein ganz schön wilder Fluss kann die Lippe werden, wenn das Wasser steigt und über die Ufer tritt! Foto: Bernd Uckermann, Fototreff Dorsten
Volle Lippe
11. Februar 2016: So sieht es aus, wenn die Lippe voll ist! Erst dann lässt sich sinnlich nachvollziehen, warum die Auen so wichtig sind für einen Tieflandfluss wie die Lippe. Foto: Werner Markus
Stille schönheit
Wintereindrücke in den Hervester Lippeauen, gesammelt von Werner Markus ganz in der Nähe der Deichkrone
Lebendige auen
Tag um Tag, Stunde um Stunde war Uli Hengemühle im Sommer 2015 mit seinem Fahrrad und der Fotoausrüstung entlang der Lippe unterwegs um seine Natureindrücke für das Projekt des Dorstener Kunstvereins im LippePolderPark einzufangen. Besonders beeindruckend: Seine Tierportraits im Naturschutzraum Lippe!
Ursels Wildblumen-herbarium
Ursel Kipp, Wildblumen, gesammelt an den Ufern der Lippe und auf ihrem Deich, "lebend" fotokopiert und gedruckt auf Bütten, 2015
Die Natur an der Lippe, in ihren Auen und im Hervester Bruch in den Augen des Hobbyfotografen Werner Markus:
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