Kleine Berichte aus dem Leben eines Schäfers
Heinz Hüppe erzählt von einer alten Schäferweisheit.
(49 sec., 5,7 MB)
(49 sec., 5,7 MB)
Paarung - nicht immer erwünscht!
(39 sec., 3,2 MB)
(39 sec., 3,2 MB)
Schafe und Dohlen verstehen sich gut.
(23 sec., 3,5 MB)
(23 sec., 3,5 MB)
Die Stimme des Herrn!
(27 sec., 2,7 MB)
(27 sec., 2,7 MB)
Schafschur
23. April 2016
Einmal jährlich werden die Schafe von ihrem Winterkleid befreit. So auch die Herde von Heinz Hüppe. Seit Jahren übernimmt das Richard aus Polen mit seiner Truppe – vier Scherer und ein Fänger. Sie reisen ganzjährig mit ihrem blauen Transporter durch ganz Deutschland, um die Schafherden zu betreuen.
Das Geschick der Männer ist bewundernswert, die erworbene Routine ermöglicht es ihnen, ein Schaf in etwa 2 Minuten sauber von der Wolle zu befreien. Aber die Arbeit ist unglaublich anstrengend, da sie hauptsächlich in gebückter Haltung stattfindet.
Es ist ein kalter und windiger Tag, an dem wir uns auf einer Wiese hinter dem Lippedeich in Lippramsdorf treffen. Regen droht. Neben dem Schäfer und seinem Sohn Marc haben sich viele freiwillige Helferinnen und Helfer eingefunden, die die übrigen Aufgaben übernehmen.
Das Areal ist in drei abgetrennte Bereiche unterteilt, das Hauptgatter, in dem die ungeschorenen Schafe warten, eine Schleuse, in die einige Schafe, in der Regel rund 20 Tiere geführt werden und das Schergatter, in dem die Hauptakteure ihre vier Arbeitsplätze aufgebaut haben.
Werden die Schafe aus der Schleuse ins Schergatter gelassen, separiert der fünfte Mann – der Fänger - einzelne Tiere, führt sie zu den Arbeitsplätzen und setzt sie vor den Scherern auf den Hintern. Die Schafe sind wie paralysiert und lassen die gesamte Prozedur meist widerstandslos über sich ergehen. Jeder der Männer hat seine eigene Vorgehensweise, seinen eigenen Rhytmus. Es wird ruhig und zügig gearbeitet.
Ist ein Schaf fertig geschoren, stellt der Scherer seine Maschine ab, betätigt das Zählwerk – er wird pro Schaf bezahlt – ölt sein Messer und ist bereit für das nächste Tier, das ihm der Fänger zuführt.
Derweil wird die Wolle aufgesammelt und zu den bereit hängenden Säcken getragen. Außerhalb des Gatters verdichten einige HelferInnen sie, damit genügend hineinpasst. Die prall gefüllten Säcke werden verschlossen und auf einen Hänger geladen.
Sind alle Tiere im Gatter geschoren, werden sie in die „Freiheit“ entlassen und neue Schafe aus der Schleuse eingelassen. Die Scherer nutzen die kurze Pause, um ihr Werkzeug zu pflegen, die Messer zu schärfen und sich ein wenig auszuruhen. Eine der Helferinnen säubert des Gatter.
Dann geht es weiter. Unterbrochen wird dieser Rhythmus nur durch eine kurze Kaffee- und eine etwas längere Mittagspause, in der wir hervorragend bewirtet wurden.
Kurz vor 16.00 Uhr ist das letzte Schaf geschoren. Alle sind erleichtert und haben es plötzlich eilig. Innerhalb weniger Minuten ist alles verladen und gesichert und der Platz geräumt. Durchgefroren aber sehr zufrieden trete auch ich den Heimweg an.
Hätte der Regen doch noch eingesetzt, wäre es zum sofortigen Abbruch gekommen, da die nasse Wolle innerhalb kürzester Zeit in den Säcken schimmelt und keinen Abnehmer mehr finden würde. Die noch nicht geschorerenen Schafe könnten dann nur zu einem späteren Zeitpunkt unters Messer kommen, wenn Richard Platz im Terminkalender hat.
Das Geschick der Männer ist bewundernswert, die erworbene Routine ermöglicht es ihnen, ein Schaf in etwa 2 Minuten sauber von der Wolle zu befreien. Aber die Arbeit ist unglaublich anstrengend, da sie hauptsächlich in gebückter Haltung stattfindet.
Es ist ein kalter und windiger Tag, an dem wir uns auf einer Wiese hinter dem Lippedeich in Lippramsdorf treffen. Regen droht. Neben dem Schäfer und seinem Sohn Marc haben sich viele freiwillige Helferinnen und Helfer eingefunden, die die übrigen Aufgaben übernehmen.
Das Areal ist in drei abgetrennte Bereiche unterteilt, das Hauptgatter, in dem die ungeschorenen Schafe warten, eine Schleuse, in die einige Schafe, in der Regel rund 20 Tiere geführt werden und das Schergatter, in dem die Hauptakteure ihre vier Arbeitsplätze aufgebaut haben.
Werden die Schafe aus der Schleuse ins Schergatter gelassen, separiert der fünfte Mann – der Fänger - einzelne Tiere, führt sie zu den Arbeitsplätzen und setzt sie vor den Scherern auf den Hintern. Die Schafe sind wie paralysiert und lassen die gesamte Prozedur meist widerstandslos über sich ergehen. Jeder der Männer hat seine eigene Vorgehensweise, seinen eigenen Rhytmus. Es wird ruhig und zügig gearbeitet.
Ist ein Schaf fertig geschoren, stellt der Scherer seine Maschine ab, betätigt das Zählwerk – er wird pro Schaf bezahlt – ölt sein Messer und ist bereit für das nächste Tier, das ihm der Fänger zuführt.
Derweil wird die Wolle aufgesammelt und zu den bereit hängenden Säcken getragen. Außerhalb des Gatters verdichten einige HelferInnen sie, damit genügend hineinpasst. Die prall gefüllten Säcke werden verschlossen und auf einen Hänger geladen.
Sind alle Tiere im Gatter geschoren, werden sie in die „Freiheit“ entlassen und neue Schafe aus der Schleuse eingelassen. Die Scherer nutzen die kurze Pause, um ihr Werkzeug zu pflegen, die Messer zu schärfen und sich ein wenig auszuruhen. Eine der Helferinnen säubert des Gatter.
Dann geht es weiter. Unterbrochen wird dieser Rhythmus nur durch eine kurze Kaffee- und eine etwas längere Mittagspause, in der wir hervorragend bewirtet wurden.
Kurz vor 16.00 Uhr ist das letzte Schaf geschoren. Alle sind erleichtert und haben es plötzlich eilig. Innerhalb weniger Minuten ist alles verladen und gesichert und der Platz geräumt. Durchgefroren aber sehr zufrieden trete auch ich den Heimweg an.
Hätte der Regen doch noch eingesetzt, wäre es zum sofortigen Abbruch gekommen, da die nasse Wolle innerhalb kürzester Zeit in den Säcken schimmelt und keinen Abnehmer mehr finden würde. Die noch nicht geschorerenen Schafe könnten dann nur zu einem späteren Zeitpunkt unters Messer kommen, wenn Richard Platz im Terminkalender hat.
„Früher haben wir die Schafe selbst geschoren. Das kann ich heute nicht mehr, wegen meinem Rücken.
Vor der Wende haben wir für ein Kilo Wolle vier Mark bekommen, aber als die Grenze auf war, haben wir im selben Jahr nur noch 20 Pfennig bekommen. Heute gibt es für ein Kilo Wolle 69 Cent. Davon kann man nicht mal das Scheren bezahlen.“
Vor der Wende haben wir für ein Kilo Wolle vier Mark bekommen, aber als die Grenze auf war, haben wir im selben Jahr nur noch 20 Pfennig bekommen. Heute gibt es für ein Kilo Wolle 69 Cent. Davon kann man nicht mal das Scheren bezahlen.“
Auf Vimeo ist ein Video von der kompletten Schur eines Schafes eingestellt.
Es ist Lammzeit!
Es gibt zwei Lammzeiten bei einer Herde, eine Mitte September bis Ende Oktober und eine Mitte Dezember bis Ende Januar. Die Hauptlammzeit legt der Schäfer Hüppe auf den Herbst, da dann seine Herde in Lippramsdorf steht und der Transport zu seinem Stall in Reken einfacher ist. „Ein Schaf trägt 5 Monate weniger 5 Tage."
Jetzt -im September 2015 - ist es wieder soweit. In der letzten September- und der ersten Oktoberwoche kommen die meisten Lämmer zur Welt, da können es schon mal 30 Tiere pro Tag sein. Meistens finden die Geburten allerdings nachts statt. „Das Schlimmste ist immer, wenn Vollmond ist und ein Sturmwetter kommt. Dann ist richtig was los!", so Schäfer Hüppe.
Jetzt -im September 2015 - ist es wieder soweit. In der letzten September- und der ersten Oktoberwoche kommen die meisten Lämmer zur Welt, da können es schon mal 30 Tiere pro Tag sein. Meistens finden die Geburten allerdings nachts statt. „Das Schlimmste ist immer, wenn Vollmond ist und ein Sturmwetter kommt. Dann ist richtig was los!", so Schäfer Hüppe.
Bei Sonnenaufgang ist der Schäfer bei seiner Herde und sucht die Neugeborenen, die mit ihren Müttern auf den Hänger geladen und in seinen Stall gebracht werden. Dort werden sie in Einzelbuchten untergebracht, damit sich die Mütter an ihre Lämmer gewöhnen.
|
Anschließend werden alle Schafe im Stall versorgt - er füttert Heu von eigenen Wiesen, Silage, Kartoffeln und Treber.
Bis zu 250 Tiere finden hier Platz. |
Am Mittag fährt er zurück zur Herde, setzt sie um auf ein anderes Stück Wiese. Die während des Tages geborenen Lämmer und Mutterschafe lädt er wieder ein und versorgt sie im Stall.
Nach etwa einer Woche werden die Tiere in größeren Buchten zusammengestellt und nach einer weiteren Woche kommen sie geimpft zurück auf die Weide. |
Ein Schaf hat im Durchschnitt 1,3 -1,4 Lämmer pro Wurf, die Geschlechterverteilung ist ca. hälftig.
|
Ca. 50 Mutterlämmer behält Herr Hüppe für die Nachzucht, alle anderen Lämmer kommen nach ca. fünf Monaten mit einem Gewicht von max. 45 kg in die Schlachtung.
|
Ein bis zwei der besten Hammellämmer hält der Schäfer ebenfalls zurück. Sechs Böcke reichen jedoch für seine gesamte Herde.
|
Ein Lamm wird geboren
Heinz Hüppe - der letzte Lippeschäfer
Seit 40 Jahren betreibt die Familie Hüppe die Schäferei - zunächst der Vater, seit 10 Jahren sein Sohn Heinz.
Begonnen hat alles mit einem einzigen Schaf, das Heinz zu seinem Namenstag geschenkt bekommen hatte.
"Ich hab mich immer, immer für die Schafzucht interessiert. Bereits als kleiner Junge ging ich jedes Wochenende und in jeden Ferien nach Lavesum zum Schäfer Wilms. Auch dann, als ich das Schaf hatte. Und als ich damals in der Lehre war, bin ich da auch immer noch hingegangen, wenn ich frei hatte. Da hab ich viel gelernt."
Hier kommt er selbst zu Wort:
Begonnen hat alles mit einem einzigen Schaf, das Heinz zu seinem Namenstag geschenkt bekommen hatte.
"Ich hab mich immer, immer für die Schafzucht interessiert. Bereits als kleiner Junge ging ich jedes Wochenende und in jeden Ferien nach Lavesum zum Schäfer Wilms. Auch dann, als ich das Schaf hatte. Und als ich damals in der Lehre war, bin ich da auch immer noch hingegangen, wenn ich frei hatte. Da hab ich viel gelernt."
Hier kommt er selbst zu Wort:
Der Vater hat erst spät mit der Schäferei begonnen. Er war zunächst zehn Jahre bei den Chemischen Werken Hüls, musste aber wegen Magenproblemen aufhören. Danach hat er von einem Milchfuhrmann das Geschäft übernommen und auch etwa zehn Jahre betrieben. Zwischendurch war er mit im Wald zum Holzrücken und Holzfahren, was zu gesundheitlichen Problemen führte. Erst dann hat er begonnen, die Herde aufzubauen. Das ganze Wissen hat er sich selbst angeeignet mit der Hilfe von Bekannten und Fachbüchern.
An einigen Stellen am Deich hat der Lippenverband Schilder aufgestellt, die auf die Bedeutung der Schafbeweidung hinweisen.
Hier der Text auf obiger Hinweistafel zur Deichpflege:
Hier der Text auf obiger Hinweistafel zur Deichpflege:
Um die Sicherheit der Deiche zu gewährleisten, ist es notwendig, diese ständig in einem optimalen Zustand zu halten. Entsprechende Maßnahmen sind die Pflege des Bewuchses durch Mähen oder Schafbeweidung, das Erkennen, Beseitigen und Verhindern von Wühltierschäden sowie die Unterhaltung und Instandsetzung von Bauwerken im Deich.
Es ist wichtig, die Grasnarbe der Deiche dauerhaft und dicht zu erhalten, zu pflegen und vor Beschädigung zu schützen. Eine wirtschaftliche und zugleich ökologisch sinnvolle Methode zur Pflege der Grasnarbe ist der Einsatz von Schafen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Schafe keine Trittschäden im Böschungsbereich verursachen.
Freilaufende Hunde und Hundekot, aber auch das Fliegenlassen von Modellflugzeugen oder Lenkdrachen beeinträchtigen die Schafe leider erheblich. Die Tiere sind verängstigt oder werden krank.
Daher bitten wir darum, Hunde auf dem Deich anzuleinen und alle störenden Aktivitäten, wie z.B. das Steigenlassen von Drachen dort zu unterlassen. Wir danken für Ihr Verständnis!
Es ist wichtig, die Grasnarbe der Deiche dauerhaft und dicht zu erhalten, zu pflegen und vor Beschädigung zu schützen. Eine wirtschaftliche und zugleich ökologisch sinnvolle Methode zur Pflege der Grasnarbe ist der Einsatz von Schafen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Schafe keine Trittschäden im Böschungsbereich verursachen.
Freilaufende Hunde und Hundekot, aber auch das Fliegenlassen von Modellflugzeugen oder Lenkdrachen beeinträchtigen die Schafe leider erheblich. Die Tiere sind verängstigt oder werden krank.
Daher bitten wir darum, Hunde auf dem Deich anzuleinen und alle störenden Aktivitäten, wie z.B. das Steigenlassen von Drachen dort zu unterlassen. Wir danken für Ihr Verständnis!
Interview mit Michael Schulte-Althoff
Interview mit dem Gewässermeister Michael Schulte-Althoff vom Lippeverband zum Thema Deichpflege durch die Schäferei Hüppe.
(2:06, 20 MB)